Pokhara

Flucht in ein neues Land


Grenzerfahrung

Die Reise meines Lebens

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"Here we are! Welcome Nepal and Bye-Bye India! Indien, du bist ein faszinierendes und schönes Land, aber leider auch mindestens genauso anstrengend! Die Zeit war wunderschön und ich will sie auch nicht missen, aber nun bin ich schon irgendwie froh dich verlassen zu können!"

 

Diese und keine anderen Gedanken gingen mir beim Verlassen des Landes durch den Kopf. Je mehr Distanz man nun bekommt, desto interessanter und faszinierender empfand ich Indien, aber zum Zeitpunkt unseres Grenzübergangs hatte ich die Nase gestrichen voll und wollte einfach nur noch das Land verlassen. Zu stark dominierten die zahlreichen Negativerlebnisse und zu sehr freute man sich auf etwas Neues. Björn ging es dabei sehr ähnlich. Welches in Indien zu Anfang noch Neugierde in mir weckte und mein Bedürfnis nach Freiheit zu tiefst stillte, entwickelte sich leider in Delhi unter der bedrückenden Anzahl an Unannehmlichkeiten allmählich zu Ignoranz und Misstrauen. Ich fing an genervt von den elenden Preisdiskussionen, den vorsätzlichen Hinterhalten und dem puren Egoismus zu sein und stellte die negativen Eindrücke schrittweise vor den positiven. Spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem die Nerven überstrapaziert zu sein scheinen, ist es für einen Backpacker an der Zeit aufzubrechen und die war bei mir erreicht. Ob es nun der Blick auf Nepal und die Hoffnung alle indischen Missstände dort nicht anzutreffen oder einfach nur das Gefühl, neuaufbrechen zu müssen, war, kann ich gar nicht so genau sagen. Ich freute mich jedenfalls riesig auf Nepal, das Land im Herzen des Himalayas. Auch wenn kein Indienbesucher die vielen Missstände und krassen Unterschiede leugnen kann, so finde ich doch, unterliegt es jedem selbst, wie er damit umgeht und wie er es auffasst. Ich für meinen Teil verspüre bis heute nicht den Drang jemals wieder zurückzukehren, auch wenn mir der indische Subkontinent noch so augenöffnend, interessant und prägend gegenüberstand. Zu sehr hatte das Land an meinen Nerven und inneren Kräften gezerrt und mich schleichend in die nervliche Erschöpfung getrieben. Das man sich selbst so gut wie keine Pausen gönnte und stets von einem Abenteuer ins Nächste rauschte, tat sicherlich sein Übriges dazu. Ein wenig mehr Zeit für sich selbst hätte mit großer Wahrscheinlichkeit die Nerven geschont, doch domminierte in uns stets der Drang nach dem nächsten Abenteuer und der nächsten Stadt. Uns trieb es einfach weiter. Immer wieder weiter, ohne Pause, ohne Rast und das alles trotz mangelnden Schlafs.

 

Aller Unwegsamkeit zum Trotze bereue ich meinen Reiseauftakt in Indien in keiner Weise. Es prägte und veränderte mich in einer unerklärlichen Art und Weise. Ich lernte das Leben als kostbarstes Gut auf dieser Welt immer mehr wertschätzen. Wir schrieben den 03.06.2013 und überschritten die Grenze von Indien nach Nepal und vielleicht war es für mich genau der richtige Zeitpunkt Indien den Rücken zuzukehren. Unser tollkühnes Abenteuer begann vor genau einem Monat und einem Tag und wir können voller Vorfreude auf die folgenden mehr als drei Monate schauen. Es wurde bereits so viel erlebt, Positives als auch Negatives, das die Vorfreude auf neue Länder ins Unermessliche stieg. Ich entwickelte mich zum Reise-Junkie. Einem Junkie, der immer mehr erleben musste, dem ein normaler Reisestil nicht mehr genügend Befriedigung lieferte. Ich brauchte das Extreme, das Unvorhersehbare und die grenzenlose Freiheit und so mag auch der Grund in all unserer bisherigen extremen Erfahrungen in genau dieser Einstellung liegen. So sehr ein Junkie seine Drogen verteufelt und er weiß, dass sie ihm Schaden zufügen, genauso sehr braucht er sie auch zum Leben. Er ist süchtig danach. Vergleichbar war auch meine Situation. Ich war so süchtig nach einer Reise am absoluten Limit, dass ich die kräftezerrenden Wochen einfach überflügelte. Ich schien das Extreme immer mehr zu brauchen und sehnte mich fast täglich nach neuen Erfahrungen. Indien spiegelte mit seiner absurden Realität diese zwiespältige Teufelei aus Suchtbefriedigung und Leid sehr gut wieder. Im Gegensatz zum beengenden Gefühl vor ein paar Monaten, als man dem „Erfolgreich sein „nacheiferte, fühlte ich mich nun aber ausgeglichen und zufrieden – trotz des stetigen Verlangen nach noch mehr Neuem und Adrenalin. Irgendwie absurd, aber wahr. Es entwickelte sich eine Hassliebe, eine widersprüchliche Liebe zur kräftezehrendsten und fantastischsten Reise meines Lebens. Ich fand stetigen Weges zu mir selbst, lernte mich immer besser selbst kennen und fing an mein Glück neu zu definieren.

 

Der Weg ins wohlersehnte Nachbarland forderte allerdings noch einmal so richtig unser Gemüt und wirkte dabei wie eine Droge. Einerseits verfluchte man die ständigen Unannehmlichkeiten, andererseits verlangte man tief aus dem Inneren heraus danach. Es war unerklärlich, eine sich eigentlich gegenseitig ausschließende Zwiespältigkeit. Doch auf meiner Reise schien das Negative und Positive in meiner Auffassung in einander zu verschmelzen. Und so war die 12-stündige Anreise auf der einen Seite die definitiv anstrengendste Busfahrt auf unserer gesamten Reise durch den Subkontinent, auf der anderen Seite aber mindestens genauso aufputschend und beeindruckend. Es macht uns neben der gewohnten Enge und der enormen Hitze auch der extrem schlechte technische Zustand des Gefährts zu schaffen. Der Motor fiel während der Fahrt alle halbe Stunde mit einem lauten Knall aus und musste neu gestartet werden, zum Teil ersetzten Plastikstühle die normalen Sitze, kochend heiße Abgasrohre waren im hinteren Teil des Busses offen verlegt und das Fahrwerk war meiner Meinung nach ohne Funktion. Wäre dies nicht schon schlimm genug, stellte sich heraus, dass der überwiegende Teil unserer Fahrstrecke nicht asphaltiert war und man dementsprechend, als sich der Bus nach ungefähr fünf Stunden merklich leerte, wie Billardkugeln durch die Gegend kugelten. An wirklich erholsamen Schlaf war somit nicht zu denken. Doch trotz der Konform war man stolz auch diese Erfahrung noch einmal mitgenommen zu haben und all den vergangenen Busreisen die Krone aufgesetzt zu haben. Es war eine gleichmäßig über die Nacht hinweg wirkende Adrenalindosis. Darüber hinaus wurde der Trip von der Tatsache, dass in regelmäßigen Abschnitten an kleinen Dörfern angehalten wurde, versüßt. Man konnte sich nämlich sowohl mit Getränken als auch mit lokalen Spezialitäten ausstatten und kam so mit Einheimischen auf den entlegensten Dörfern des Landes ins Gespräch. Nach grauenhaften und zugleich unvergesslich positiven 12 Stunden erreichten wir schließlich früh morgens um 4:50 Uhr nahezu ohne Schlaf das Grenzdorf Sunauli. Dort angekommen, konnten wir beim Frühstück am Straßenstrand beobachten - es gab zum Abschluss noch mal Samoas und frittierten Toast - wie die Einheimischen in Scharen mit einem Bananenblatt ausgestattet aufs Feld gingen und reihenweise ihr Geschäft verrichteten.

Nachdem die Grenze dann um 6 Uhr morgens endlich öffnete, begaben wir uns zu Fuß zu dem steinernen Grenzbogen, mitten in einer sonst sehr trostlosen Gegend. Das mir erst nach erfolgreicher Einreise in Nepal einfiel, dass ich noch Postkarten mit indischen Briefmarken im Rucksack hatte und einfach so, ohne Ausweis oder anderem Equipment, an mit Maschinengewehren ausgestatteten Grenzsoldaten vorbei, zurück nach Indien lief und die Postkarten in den 500m entfernten Postkasten warf, stand symbolisch für unsere Unbekümmertheit, Gefahren offen ins Messer zu laufen. Nach dem wiederholten Grenzübergang und kurzer Wartezeit ging es mit dem Bus weiter in Richtung „Pokhara“, dem Ausgangsort für zahlreiche Wanderrouten im und um das „Annapurna“-Bergmassiv herum. Da Björn‘s Kreditkarte eine Woche zuvor in Delhi geklaut wurde, meine erste Kreditkarte bekanntlich ohne Funktion und an der zweiten das monatliche Kreditmaximum bereits erreicht war, hatten wir akute Geldnot. All unsere Hoffnung lag nun auf meiner EC-Card, die allerdings im Grenzdorf kein Automat akzeptieren wollte. Typisch! Der Gipfel unserer finanziellen Not ereignete sich dann auf jener Busfahrt Richtung Pokhara.

Wir konnten den Busfahrer vorweg nicht bezahlen und versuchten ihm zu erklären, dass wir einen Geldautomaten bräuchten und ihn gerne am Ende der Fahrt bezahlen würden. Der Busfahrer nahm uns daraufhin erst einmal ohne weiteres Nachfragen mit und ließ mich nach einer knappen Stunde zusammen mit einem nicht englischsprechenden Einheimischen in einem kleinen Dorf mitten im Nichts aussteigen. Gegen mein Wissen fuhr der Bus allerdings sofort wieder los und hinterließ eine staubige Qualmwolke. Ich stand da wie versteinert und musste mit ansehen wie sich Björn im Bus samt meinen ganzen Sachen allmählich entfernte. Der ebenfalls ausgestiegene Nepalese war leider nicht mehr als ein nutzloser, aber netter Begleiter und jegliche Kommunikationsversuche, warum der Bus denn nun fortgefahren sei, führten ins Nichts. Kälte und Angst machten sich in mir breit. Ich fühlte mich ein wenig hilflos, aber meine Devise klang: "Hoffentlich kann Björn da etwas reißen, dass der Bus definitiv wiederkommt. Augen zu und versuchen nicht mehr daran zu denken. Erst einmal konzentrieren und Geld organisieren." Jegliche Versuche an Geld zu kommen, schlugen jedoch fehl. Kein Automat wollte meine EC-Karte akzeptieren, obwohl allerorts ein großes Schild mit "Maestro" darauf hinwies. In mir breitete sich Unmut aus. Kein Geld, Björn weg, Rucksack weg, nichts bei mir außer mein unnützes Plastikgeld! Was mache ich nun? Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass das Leben schon irgendwie einen Weg finden wird, auch wenn ich alleine und bargeldlos sein sollte. Doch ich wurde immer nervöser. Nach qualvollen 20 Minuten löste sich dann aber die Verkrampfung in meinem Körper. Ich konnte in der staubigen Weite unseren Bus erkennen. Endlich! Mir fiel ein Stein vom Herzen und Freude verdrängte in Sekundenschnelle die Sorge, Verlassen und Alleine zurückgelassen worden zu sein. Nach dem Wiedereinsteigen erfuhr ich, dass nicht nur ich so fassungslos und schockiert war, als der Bus ohne mich wieder losfuhr. Auch Björn ging es nicht anders. Zwar verstand man auch ihn im Bus nicht, aber er versuchte mehr oder weniger erfolgreich dem Busfahrer mitzuteilen, dass man mich wieder abholen müsste. Was für ein Schock! Am Ende der Busfahrt erfuhren wir von unserem englischsprechenden Taxifahrer, dass die unkoordiniert scheinende Aktion zwischen dem Busfahrer und meinem Begleiter abgesprochen gewesen sei. Nur schade, dass weder Björn noch ich über den Plan informiert wurden. Verrückt, aber es war einfach eine andere Welt. Nepal konnte somit gleich zu Anfang mit einem kleinen Abenteuer aufwarten traf mich einerseits wie einen Blitz. Auch wenn die Erleuchtung ausblieb, lernte man das bedrückende Gefühl mittellos auf andere angewiesen zu sein, kennen. Rückblickend lustig, in dem Moment baut sich in mir trotz äußerlicher Coolness eine gehörige Portion Nervosität auf. Zum Glück ist alles gutgegangen; nur blieb unsere finanzielle Not leider unverändert.

 

Nach insgesamt sechseinhalb Stunden Busfahrt durch ein immergrün scheinendes Land ohne Menschen sind wir in Pokhara, der Stadt unseres Vorhabens, angekommen und mussten den Busfahrer in insgesamt drei Währungen bezahlen. Ein paar nepalesische Rupien, unsere restlichen indischen Rupien, obwohl unsere „Blüte“ auch dort niemand haben wollte, und die vom Visumantrag übrig gebliebenen US-Dollars wurden dem Busfahrer mit einer großen Geste der Dankbarkeit übergeben. Eine ganz schön haarige Angelegenheit, die mir im gewissen Maße sogar peinlich war. Aber es half ja nichts anderes. Meine Uhr, die bereits aus leichter Verzweiflung als Pfandstück angeboten wurde, konnte so doch noch behalten werden. In Indien, so vermuten wir, wären wir aus dem Bus geschmissen worden - man gut das wir uns mittlerweile in Nepal befanden. Zwar nun am Ort unseres Zieles, aber dafür absolut ohne finanzielle Mittel, suchten wir uns den besten englischsprechenden Taxifahrer aus und erklärten ihm unsere Not. Obwohl er wusste, dass wir ihn unter Umständen nicht bezahlen konnten, fuhr er uns in der Kleinstadt mit einer ausgesprochenen Gelassenheit und inneren Ruhe von Bank zu Bank. Letztendlich fanden wir eine, die tatsächlich das hielt was sie versprach. Meine „Maestro“ wurde akzeptiert und ich holte das Maximum an Bargeld ab, was innerhalb von 24 Stunden möglich war. Große Erleichterung machte sich in uns breit - endlich wieder Geld. Ab diesem Zeitpunkt wussten wir genau, wie aufgeschmissen man ohne Geld sein kann. Grausam, wie abhängig unsere Welt von den schillernden Münzen und den kleinen Scheinchen geworden ist. Nichts, aber auch gar nichts mehr scheint in den eigenen Händen zu liegen; man ist auf die Wohltaten bzw. Gefälligkeiten anderer angewiesen. Zu wissen sich nicht mehr auf direktem Wege selbst helfen zu können, ist ein absolut befremdliches und innerlich aufwühlendes Gefühl. Aber wir bewiesen Nervenstärke. Schließlich habe ich in den letzten Wochen eine Sache besonders gut kennengelernt und zwar, dass sich das Leben immer einen Weg sucht, egal welche Richtung eingeschlagen wird. Und so hätte man sicherlich auch ohne Geld eine Möglichkeit gefunden, weiter zu machen. Wie die Zukunft aber zeigen wird, soll dies nicht die einzig nervenaufreibende Sorge ums gute Geld gewesen sein.

Nach dem typisch nepalesischen Abendessen planten wir unsere große 10-tägige Trekking-Tour zum „Annapurna Base Camp“, kurz ABC, und kauften dafür in einem Shop ein Dutzend Müsli-Riegel, zahlreiche Magnesiumtabletten, Salz, Plastikflaschen zum Auffüllen von Wasser und ein paar Tüten Studentenfutter ein. Bezahlt werden konnte dort, wer mag es glauben, mit meiner EC-Card. Auch kleine Wunder passieren hin und wieder und so fiel ich sorglos und mit Vorfreude auf die nepalesische Bergwelt in die Welt der Träume. Die Müdigkeit machte sich dabei erst so richtig bemerkbar, als ich im Bett lag.

 

***

 

Am nächsten Morgen sollte es noch nicht auf die ganz große Wanderung gehen. Zur Eingewöhnung entschieden wir uns die herrliche Umgebung zu bewandern. Es sollte als körperliche Vorbereitung auf den ganz großen Wurf dienen. Dazu gingen wir noch im Morgengrauen, nach einem himmlisch leckeren Einheimischen-Frühstück in unserer Pension, erst eine Stunde am Seeufer entlang, ehe man gefühlte 1000 in den Matsch geschaufelter Treppenstufen emporging. In Mitten heißfeuchter Bergtropen hieß unser Ziel „Sarangkot“, dem höchsten Berg in der Nähe. In Rekordzeit, dafür aber....

 

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