Annapurna Base Camp

Dem Himmel so nah


Grenzerfahrung

Die Reise meines Lebens

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Was nun folgt, stellt für mich alles in Schatten was jemals zuvor erlebt wurde. Ich war von der majestätischen Pracht der Naturgewalten und der Ausgesetztheit so fasziniert, dass kein Wort und kein Bild auch nur im Entferntesten beschreiben kann, wie ich mich zu der Zeit gefühlt habe. Es war der Gipfel aller Emotionen und steht ohne Zweifel auf der Nummer Eins meiner Abenteuer in Asien. Ich habe ganz sicher nicht zum letzten Mal eine solche Bergtour in diesem faszinierenden Land gemacht und werde auch in Zukunft meinen Körper auf die Strapazen einer solchen Bergetappe vorbereiten.

 

Am frühen Morgen ließen wir einen zum Bersten gefüllten weißen Leinensack mit allem Überflüssigen in unserer Pension mit der Bitte, für uns ein Zimmer freizuhalten, zurück. Ausgestattet mit nur dem Nötigsten und jeweils vier Liter Wasser brachte uns unser Pensionsbesitzer mit seinem Taxi zum Startpunkt für die faszinierendste Wanderroute der Welt. Schon auf der knapp 40-minütigen Fahrt zum Rande des enormen Bergmassivs, blieben unsere Mäuler vor Faszination fast ungeschlossen. Wir näherten uns den weißen Riesen des Himalayas mindestens genauso schnell, wie mein Puls vor Vorfreude in die Höhe schoss. Es ließ sich bereits durch das Taxifenster erahnen, welch ein besonderes Erlebnis direkt vor uns lag. Gegen 9 Uhr ließ uns schließlich unser Fahrer in „Phedi“, einem 50 Einwohnerdorf, auf knapp 1100m ü. NN. aussteigen. Von hier aus musste man zu Fuß weiter, es sollte auch die letzte gesehene Straße für die nächste Woche sein. Im Reiseführer wurde die Bergtour zum Annapurna Base Camp in 4230m Höhe auf 10 Tage angesetzt - sofern man sein Gepäck selbst trug. Da wir sowohl auf einen Bergführer als auch auf Sherpas, so nennt man die Bewohner des Himalayas, die einen das Gepäck tragen, verzichteten, stellten wir uns entsprechend auf eine insgesamt 10-tätige Bergetappe ein. Ein Führer wurde zwar allen Ortes empfohlen, da er einen auf die Gefahren im Hochgebirge hinweist und aufgrund seiner Erfahrung die körperlichen Anstrengungen besser einzuschätzen weiß, aber für die reine Orientierung war er, Aussagen eines vertrauenswürdigen niederländischen Backpacker-Duos aus Varanasi zufolge, nicht nötig. Der Weg war für asiatische Verhältnisse recht gut ausgetreten und in uns loderte das emotionale Verlangen den Berg komplett ohne Hilfe zu bezwingen - auch wenn dafür an die Grenzen des Körpers gegangen werden musste. Dieses war auch letztendlich der Grund warum wir unser, je nach Wasserstand, zwischen 12 und 16kg schweren Rucksack selbst trugen. Im Nachhinein kann ich auch voller Stolz verkündigen, dass wir zu der Zeit auch die einzigen Verrückten waren, die sowohl auf einen Führer als auch auf Sherpas verzichteten. Wir wollten frei sein, um der Natur uneingeschränkt näher kommen zu können und uns nach Niemand richten zu müssen. Unser Leben und die faszinierende Bergwelt sollten ineinander verschmelzen. Besonders in mir brodelte es förmlich bei dem Gedanken, die Ausgesetztheit des Gebirges alleine zu durchsteigen. Es sollte der Höhepunkt meiner Freiheitssuche werden und mich entscheidend prägen. Um Punkt 9 Uhr starteten wir schließlich voller Elan und frohen Mutes die Bergtour unseres Lebens.

 

 

Tag 1: Phedi bis Tolka

 

Auf: 1230m

Ab: 520m

 

Im prallen Sonnenschein stiegen wir unermüdlich Steinstufe für Steinstufe hinauf ins 600m höher liegende Dhampus. Dabei durchquerten wir einen faszinierend tropisch bewachsenen Wald. Der Schweiß schien uns mit der ersten Stufe auf der Stirn gestanden zu haben und nach insgesamt eineinhalb Stunden Aufstieg verwandelten sich die anfänglichen Schweißtropfen in einen gleichmäßig verteilten salzigen Film. Im nahezu Sekundentakt konnte ich beobachten, wie mir der Schweiß von der Nasenspitze tropfte. Ein unfassbares Klima, welches ich in Nepal ganz und gar nicht erwartet hatte. Die sogenannten Bergtropen dominieren in einer Höhenlage zwischen 1000 und 2000m über dem Meeresspiegel und faszinierten und forderten mich gleichermaßen. Man stieg durch ein dichtes grünes Laubwerk, bei dem nur vereinzelnd Sonnenstrahlen einen Weg zum Boden fanden, war umgeben von heimischen Vögel, die allesamt sehr merkwürdige Geräusche von sich gaben und beobachtete ein paar Riesenwürmer beim Kreuzen des Weges. Herrlich. Natur pur.

 

In Dhampus (1724m) angekommen, genehmigten wir uns nach dem ersten schweißtreibenden Aufstieg auf einer Steinmauer eine kleine Pause von zehn Minuten und füllten unsere Flüssigkeitsreserven auf. Dhampus war nicht mehr als eine Ansiedlung von drei kleinen Steinhäusern. Im kleinsten direkt am Weg hätte man sich Getränke kaufen können, sofern es geöffnet gewesen wäre, aber außerhalb der Saison schien der provisorische Kiosk geschlossen zu haben. In den beiden anderen deutlich größeren Häusern schien eine Großfamilie mit ein paar Ochsen Tür an Tür zu leben. Auf der Karte betrachtet haben wir uns in den letzten 90 Minuten lediglich 800m vorwärtsbewegt, allerdings angesichts der enormen Steigung und der unzähligen Serpentinen zusätzlich dreiviertel davon in vertikaler Richtung. Dabei durchbrachen wir allmählich den dichten tropischen Wald und fanden uns in einer unendlich wirkenden Reisplantage wieder. Unzählige Reistreppen befanden sich direkt vor uns, die alle im satten Grün erstrahlten. Ich war fasziniert davon wie Menschen allein mit Ochse und Muskelkraft ganze Berghänge in eine riesige Treppenlandschaft verwandeln können. Doch was für uns Europäer der Weizen ist, ist für die Nepalesen oder eher für alle Asiaten der Reis. Er ist kalorienhaltig und lässt sich einfach anbauen. Das regenreiche Nepal hat darüber hinaus den Vorteil den enormen Wasserbedarf des Reisanbaus problemlos decken zu können. Besonders in den ländlichen Regionen gibt es deshalb, im Gegensatz zum aufstrebenden südlichen Nachbarland, kaum Hungersnöte – dem Reis sei Dank. Durch die schöne Plantagenwelt wanderten wir die folgenden zwei Stunden deutlich flacher, aber stets aufwärts und erfreuten uns eines herrlichen Blickes. Hin- und wieder sahen wir sogar Einheimische mit Ochsen und Flug die kleinen Reisfelder bestellen. Alles war so authentisch, so harmonisch. Ich fühlte mich wohl. In Pothana (1990m) mussten wir uns schließlich in dem einzigen Haus des Dorfes, dem offiziellen Büro für die Bergregion "Annapurna Conservation Area", als sogenannter Bergtourist anmelden. Eine Gebühr von knapp 30 Euro pro Person und ein paar Unterschriften waren für das Betreten des Nationalparks fällig. Nachdem alle nötigen Dokumente gewissenhaft ausgefüllt wurden, ging es bei einsetzendem Dauerregen über unzählige kleine Hügel unbekümmert weiter. Ich fühlte mich inmitten einer neuen Welt. Eine Welt, in der ich mir selbst ganz klein vorkam. Außerhalb meiner Vorstellungskraft fühlte ich mich von der beginnenden Ausgesetztheit und der unbeschreiblichen Naturpracht vereinnahmt. Uns umgab eine grün-intensive Mischung aus urwaldartigen Bäumen mit Lianen

 

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Tag 2: Tolka bis Upper Sinuwa

 

Auf: 1480m

Ab: 910m

 

Nach einer erholsamen Nacht begann der nächste Tag für uns um kurz nach sechs Uhr. Nachdem die zum Trocknen aufgehängten Klamotten zusammengesucht, der Rucksack gepackt und mit einer großen Portion Müsli mit Banane und Quark kräftig gefrühstückt wurde, machten wir uns erneut auf den Weg. Der heutige Tag sollte deutlich anstrengender, im Gegenzug aber auch erheblich aussichtsreicher werden als der gestrige. Mit viel Elan und einem breiten Grinsen begann für uns der Tag mit einer endlos langen Steintreppe bergab bis zum Tigu Khola, einem kleinen Fluss im Tal. Der Himmel war nahezu strahlend blau und nur vereinzelt lagen Wolkenschwaden über den Berghängen. Der Weg schien sich dabei nahtlos in das bestehende Bild von Nepal einzufügen. Soweit man schaute, erstreckte sich ein in der morgendlichen Sonne leuchtendes Grün. Vereinzelnde kleine Reisterrassen und felsige Spalten, in denen das Gletscherwasser im nahezu freien Fall eine Abkürzung zu nehmen schien, ergänzten ein märchenhaft grünes Bergpanorama. Besser hätte der Tag gar nicht beginnen können, es war einfach ein herrliches Gefühl. Nach etwas mehr als einer Stunde überquerten wir eine im Vergleich zur Gestrigen deutlich stabiler aussehende Betonbrücke und erreichten kurz darauf das größte Dorf in der Gegend. Landruk (1620m) beherbergt etwas mehr als 1000 Bergbewohner und besitzt sogar eine elektrifizierte Schule, zu der die Kinder in den umliegenden Bergdörfern jeden Tag bis zu drei Stunden alleine hin- und zurückgehen. Ohne längere Rast ging es für uns abermals über 200m bergab ins beschauliche Himal Qu. Das kleine Bergdorf liegt auf 1410m und war unser Tagestiefstpunkt. Auch wenn wir in dem Ort für eine kleine Verschnaufpause inkl. Müsliriegel-Snack nutzten und den Einheimischen bei ihrer tagtäglichen Arbeit zuschauten, waren unsere Muskeln nach knapp zweistündigem Abwärtsgehen noch topfit. Ich brannte sogar förmlich darauf an meine Leistungsgrenze zu gehen. Mein Körper verlangte nach Adrenalin. Wir überquerten eine weitere Brücke über den größten Fluss in der Gegend, in dem das komplette Schmelzwasser aus den umliegenden Gletschern zusammenfloss und nutzen die Möglichkeit unsere Wasserreserven aufzufüllen. Von diesem Punkt aus, ging es anschließend ungehindert bergauf. Erst gemächlich durch Reisfelder, standen wir eine halbe Stunde später vor einer nahezu vertikalen 400m hohen grünbewachsenen Wand. Im Zickzack schlängelte sich ein kleiner Trampelpfad die grüne Wand hinauf. Adrenalinbeflügelt und mit den Sherpas einer anderen Touristengruppe im Nacken trieb uns nur ein Ziel empor: Bloß nicht überholen lassen. Woher dieser plötzliche Ehrgeiz? Das kann ich nicht beantworten, aber ich fühlte mich während der Wanderung so gut, dass ich anfing übermütig zu werden. Vielleicht kam mir eine normale Wanderung zu langweilig vor, vielleicht wollte ich mir aber auch nur selbst etwas beweisen. Ich weiß es leider wirklich nicht. Immer öfters war es nun so, dass ich mein eigenes Handeln und Verlangen nicht begründen oder gar verstehen konnte. Fremd fühlte ich mich deswegen aber noch lange nicht, ich wurde vielmehr ich selbst und ließ mich und meinen Körper vom „Hier und Jetzt“ mittreiben. Voller Stolz absolvierten wir die steilen knapp 400 Höhenmeter in Rekordzeit von einer halben Stunde und heimsten dafür tiefsten Respekt der Sherpas ein, auch wenn wir dafür völlig aus der Puste auf unseren Hosenboden fielen. Mit dem Gefühl des inneren Selbstausgleichs pausierten wir zusammen mit den einheimischen Trägern unter einem kleinen Holzverschlag und hatten trotz Kommunikationsschwierigkeiten großen Spaß. Dabei fühlte ich mich in meiner Annahme, dass es sich bei Nepalesen um ein immer lächelndes Volk handelt, bestätigt. Die Sherpas schienen permanent damit beschäftigt zu seinen albernden Witzen zu erzählen, sich gegenseitig freundschaftlich zu ärgern und zu lachen. Deren eigentliche Aufgabe bis zu drei Rucksäcke auf dem Rücken emporzutragen, bereitete ihnen genauso wenig Mühe, wie die Tatsache nur Schlappen als Schuhwerk zu besitzen. Es waren einfach Pfundskerle.

 

Ohne Gepäck und eine halbe Stunde später schlossen...

 

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Tag 3: Upper Sinuwa bis Deorali

 

Auf: 1200m

Ab:  300m

 

Nach einer erholsamen, aber viel zu kurzen Nacht klingelte der Wecker abermals morgens um sechs Uhr. Aufgrund der Tatsache, dass uns der letzte Tag noch in den Knochen steckte, waren wir an dem Morgen etwas tranig und entsprechend langsam. Wir schafften es aber nichtsdestotrotz um kurz nach acht Uhr fertig gefrühstückt aufzubrechen. Selbstgesetztes Ziel war das „Machhapuchare Base Camp“, doch wie uns der Tag noch zeigen wird, sahen wir uns gezwungen eine Station davor auf 3140m in Deorali zur Nacht einzukehren.

 

Unser Weg führte uns durch Bambuswälder und einer prächtigen Gebirgswelt, die im morgendliche Dunst so wunderschön war, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kam. Ein leichter Nebel lag über den Wald und hüllte diesen völlig ein. Durch ein paar Nebellöcher ließ die Sonne das ganze Naturschauspiel in ein kinoreifes Licht erstrahlen. Wunderschön und Einzigartig! Nachdem der Nebel allmählich entlang des Gebirgskamms wegzog, domminierte der strahlende Sonnenschein und wir genossen bestes Wetter. Vergessen waren die völlig verregneten ersten beiden Tage. Aufgrund der mittlerweile erreichten Höhe, herrschten angenehme Temperaturen um die 20 Grad und der schlängelnde Weg durch den Bambuswald hinauf zum Kuldi Pass (2490m) ließ uns alle Muskelermüdungen vergessen. Ich schien wieder im vollsten Besitz meiner Kräfte zu sein. Oder handelte es sich bei dem aufputschenden Gefühl wieder einmal nur um eine adrenalingeplagte Selbstblendung? Eine vernebelte Selbstauffassung des eigenen Körpers hervorgerufen durch ein inneres Verlangen Großartiges zu schaffen? Keine Ahnung, es war mir in dem Moment auch egal. Das einzige was mich interessierte war das Gebirge, die Natur und das angestrebte Tagesziel.

 

Unterstützung auf dem Weg nach oben erhielten wir durch zwei selbst gebastelte Gehstützen aus Bambus. Wir dachten uns, wenn Bambus allen Ortes als Baustoff dient, wird es mit Sicherheit auch dem Gewicht von uns standhalten können. Und so war es auch, der Bambusstock war mir eine große Hilfe. Vom Pass aus erstreckte sich zu unserer Rechten ein riesiges Tal, dessen westliche Gebirgskette wir bereits gestern begonnen haben langsam hinaufzuwandern. Zu unserer Linken befand sich ein Bergmassiv, dessen Spitze man noch gar nicht so richtig erahnen konnte. Für den heutigen Tag gab es nur noch eine Marschroute und die führte ungehindert nordwärts, das Tal stets zu unserer Rechten, hinauf zum Machhapuchare Base Camp. Nach dem Kuldi Pass ging es erst einmal wieder 150 Meter bergab ins beschauliche Bamboo, einer Ansammlung von drei Lodges, in der wir kurz verschnauften, ein Müsliriegel aßen und unsere Wasserreserven an einem Wasserfall auffüllten. Die Gespräche wurden derweil immer rarer, denn wir genossen die Ruhe und ließen einen Schritt auf den anderen folgen. Für Außenstehende möge das stumpfe Voreinander setzen von Schritten nach Monotonie aussehen, doch es war mehr als nur das. Es war ein Genuss. Eine Erfahrung die Natur ganz nah an sich heran zu lassen. Wir waren glücklich. Gespräche wurden überflüssig. In den folgenden drei Stunden ging es wortkarg stets leicht bergauf zum Himalayan Hotel auf 2840m, vorbei am verwahrlosten Doban, einer einzelnen Lodge mitten im Wald. Die Luft wurde dabei immer dünner und obwohl der Weg nicht allzu unwegsam war, musste das Schritttempo verlangsamt werden. Vom Himalayan Hotel hatte man einen fantastischen Blick südwärts das Tal hinunter. Wir erfreuten uns strahlenden Sonnenscheins und blickten voller Stolz auf eine bereits ca. 500 Höhenmeter tieferliegenden Wolken- und Nebelwand. Es war ein äußest schönes Gefühl...

 

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Tag 4: Deorali bis Annapurna Base Camp (A.B.C.)

 

Auf: 1140m

Ab:    50m

 

Am nächsten Morgen wachten wir im vollsten Besitz unserer Kräfte auf und stellten zu unserem Erstaunen fest, dass das Wetter nicht besser hätte sein können. Die langsam aufgehende Sonne ließ die Gipfel des Bergmassivs in einem leuchtenden Weiß erstrahlen und wirklich keine einzige Wolke behinderte uns die Sicht. Die letzte und schönste Bergetappe sollte beginnen. Vorbei an immer weiter abnehmender Vegetation, konnten wir ab einer Höhe von 3500m das erste Mal Schnee anfassen - die letzten Überreste des winterlichen Eismassivs. Der Luftdruck nahm gefühlt mit jedem Schritt ab und unsere Atemfrequenz erhöhte sich im Gegenzug. Obwohl der Aufstieg zum vorletzten Biwak, dem Machhapuchare Base Camp (M.B.C), nicht sonderlich anstrengend war, fing unser Körper an unter der Höhe zu leiden. Wir befanden uns mittlerweile 3720m über dem Meeresspiegel, so hoch war ich vorher nur im Flugzeug. Im M.B.C. pausierten wir erst einmal bei einem warmen Tee und mobilisierten die letzten Kräfte für die finalen Höhenmeter. Der M.B.C. wird nicht, wie fälschlicherweise anzunehmen, als Ausgangspunkt für die Expeditionen auf den Machhapuchare (6997m), Fishtail-Mountain, genutzt, sondern für Besteigungen der umliegenden Gipfel: Gangapurna (7454m), Annapurna III (7555m) und South Annapurna (7219m). Der Machhapuchare wurde beinahe im Jahr 1957 von einer englischen Bergsteigergruppe zum ersten Mal bestiegen, doch erwiesen sich die letzten Meter als technisch so anspruchsvoll, dass eine Erstbesteigung bis heute ausblieb. Darüber hinaus gilt er als "Heiliger Berg" mit dem Sitz des "Buddhas des grenzenlosen Lichtes" und wurde von der nepalesischen Regierung offiziell für Besteigungen verboten.

 

Die letzten Tage stets nordwärts gewandert, bohrte sich vor uns am M.B.C. nun der gewaltige South Annapurna, der durch seinen symmetrischen Gipfel hervorsticht, in die Höhe. Von hier an ging es für uns westwärts, dem „wahren“ Annapurna mit einer Höhe von 8091m entgegen. Die Gebirgsfalte, der wir stets folgten, wendete sich somit am M.B.C. in einem nahezu rechten Winkel nach links und endete am Annapurna Base Camp, am Fuße des gleichnamigen majestätischen Gipfels. Wir kehrten somit der Gebirgsgruppe um den South Annapurna herum den Rücken und hatten nun noch ein Ziel vor Augen: "Annapurna I".

 

Der Weg dorthin schlängelte sich an einem kleinen glasklaren Bach entlang, zu unserer Rechten und Linken ging es ausschließlich mehrere Kilometer steil bergauf. Unfassbar. Wir befanden uns mittlerweile auf 4000m Höhe und die Gipfel um uns herum waren mindestens noch einmal zwei Kilometer höher. Man fühlte sich wie in Mitten eines weißen Kessels gefangen. Doch angesichts des befreienden Gefühls und der fassungslosen Schönheit durch die wir wanderten, ist der Begriff "gefangen" keineswegs negativ zu verstehen. In mir pulsierte das Glück. Ein vergleichbares Bergpanorama findet man vielleicht nirgends auf der Welt, die Alpen wirken dagegen wie eine kleine Spielzeugkulisse.

 

Wir befanden uns mitten im höchsten Gebirge der Welt und waren an einem Punkt angekommen, der nicht nur stramme vier Tagesmärsche von einer Straße entfernt liegt, sondern eine so majestätische Atmosphäre versprüht, dass einem die Worte fehlten. Toll, Fantastisch, episch! Ich ringe nach passenden Formulierungen, doch keines der Worte kann auch nur im Endferntesten die Ausstrahlung dieses Ortes zusammenfassen. So etwas hätte ich mir nie träumen lassen. Wahnsinn!

 

Angesichts der letzten anstrengenden Tage inklusive der Tortur sein eigenes Gepäck getragen zu haben, forderte die Höhenluft nun ab 4000 Höhenmeter endgültig ihren Tribut. Unsere Körper gingen an ihre Grenzen, die Abstände der Pausen wurden immer kürzer und die Lungen wollten sich gar nicht mehr mit genügend Sauerstoff füllen. Trotz der Qual war es ein befreiendes und gutes Gefühl die letzten Meter bei feinstem Sonnenschein empor zu steigen. Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt, alles wirkte so unreal. Es war fast zu schön um wahr zu sein. Das grenzenlose Ausmaß einer nahezu unberührten Welt vertrieb sämtliche Lähmungen in den Muskeln und das Adrenalin bahnte sich abermals einen Weg durch meine Venen. Ich fühlte mich unbesiegbar und stieg immer weiter bergauf. Ich tauchte emotional, als auch geistig vollständig in die umliegende Bergwelt ein und vergas alles andere um mich herum.

 

Und dann war es so weit. Am 08.06.2013 um 15:04 erreichten wir das Ziel unserer Begierde. Das Annapurna Base Camp, 4230 Meter hoch! In mir überschlugen sich die Emotionen....

 

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Tag 5: Annapurna Basecamp (A.B.C.) bis Chomrong

 

Auf: 610m

Ab: 2570m

 

In der Nacht verschwanden letztendlich alle Symptome der Höhenkrankheit, sodass am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang beschwerdefrei aufgestanden werden konnte. Die Nacht war jedoch nicht sonderlich erholsam. Oft lag ich einfach nur in meinem Bett, starrte an die Decke und konnte nicht einschlafen. Von wirklicher Regeneration konnte so nicht die Rede sein.

 

Um fünf Uhr in der Früh schob sich die Sonne langsam hinter dem Fishtail-Mountain vorbei und ließ die gegenüberliegenden weißbedeckten Berggipfel strahlend weiß leuchten. Auch wenn ich permanent am gähnte, war es ein epischer Anblick! Die unzähligen Fotos bei bestem Wetter sprechen Bände und lassen noch heute mein Herz höherschlagen.

 

In der Kulisse dieses grandiosen Panoramas traten wir nach einem kräftigen Kaffee gegen die Müdigkeit bereits um sieben Uhr den Rückweg an. Mit einer Geschwindigkeit, die mit dem Aufstieg kaum vergleichbar war, ging es über das M.B.C, Deorali, das Himalaya-Hotel und Dovan zunächst bis Bamboo auf 2310 m, wo wir zu Mittag aßen. In Rekordzeit stiefelten wir mit dem Drang noch einmal alles aus unseren Körper herauszuholen, bereits über 2000m bergab. Und obwohl Knie, Knöchel und Oberschenkel zu schmerzen anfingen, führte uns der Weg nach dem Mittag ungehindert über Upper Sinuwa bis ins, auf der anderen Seite der Schlucht liegende Chomrong hinab. Wer sich an den zweiten Wandertag zurückerinnern kann, weiß dass Chomrong und Upper Sinuwa durch eine zirka 400m tiefe Bergfalte getrennt waren. Bereits mit einem zweiten Bambusstock ausgestattet, um Oberschenkel und Knie zu entlasten....

 

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Tag 6: Chomrong bis Ghandruk

 

Auf: 880m

Ab: 1100m

 

Unser Schlaf ähnelte einem komatösen Zustand, sodass sowohl Björn als auch ich trotz Wecker erst gegen neun Uhr aufwachten. Die Beine schmerzten noch immer und mein ganzer Körper schien sich nicht wirklich erholt zu haben. Ich fühlte mich immer noch total kraftlos und müde. Doch trotz Schmerz und Leid musste eine Stunde später im Nieselregen die letzte Bergetappe angetreten werden. Schließlich konnte man ja nicht die Schmach über sich ergehen lassen, am Ende eingeknickt zu sein. Einerseits blieb uns auch nichts anderen übrig als weiterzuziehen, anderseits war mein Stolz zu groß!

 

Wir folgten zu Anfang weiter dem Weg, der uns einst bergauf führte, und schlugen erst an den "Hot Springs" einen neuen Pfad ein. Die „Hot Springs“ hätten uns in dem neblig-feuchten Wetter richtig gutgetan, doch hatten die Regenfälle der letzten Nacht den Pfad dorthin leider unbetretbar gemacht. Da außerdem angesichts des späten Aufstehens uns die Zeit im Nacken stand, verzichteten wir auf die kleine Wellnesspause. Über Stock, Stein und noch sehr viel mehr Matsch stiefelten wir mit schmerzverzerrten Gesichtern den Berg weiter hinab. Der gestrige Tag lag mir dabei noch so sehr in den Knochen, dass ich langsam begann die Freude am Wandern zu verlieren. Eigentlich war alles erreicht - das Base Camp und die Grenze seines eigenen Körpers. Ich wollte einfach nur noch die Füße hochlegen und entspannen. Sämtliche puschende Gefühle blieben aus. Doch es half nichts, man überwindete sich und setzte Fuß vor Fuß. Gegen Mittag kamen wir bei langsam aufklarendem Himmel im benachbarten Tal an und wollten den dort entlang schlängelnden Fluss über eine gewohnt typisch nepalesische Brücke überqueren. Zu unserem Entsetzen mussten wir allerdings feststellen, dass sich der etwas größere Gebirgsbach über Nacht in einen reißenden, nicht überwindbaren Höllenfluss verwandelt hatte. Die Brücke war überflutet und z.T. auch durch die Wassermassen zerstört worden. An ein Durchwaten war nicht zu denken und so blieb uns nur eine Wahl. Wieder zurück bergauf - immerhin 400 Höhenmeter - um an anderer Stelle eine Brücke zu suchen..

 

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Tag 7: Ghandruk bis Pokhara

 

Auf: 50m

Ab: 160m

 

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Wir checkten in unserem alten Hotel ein, gönnten uns ein wenig Ruhe und ließen den Abend bei einem Bummel durch die Shops, in denen wir typische nepalesische Outfits erwarben, und einem Cocktailbarbesuch ausklingen. Ausgestattet mit Hippiklamotten, deftigem Steak und leckerem Cocktail ließen wir so die vergangenen sechseinhalb Tage Revue passieren und werden uns erst so richtig bewusst, welch' eine körperliche Anstrengung hinter uns lag. Rückblickend hatte diese Tour einfach alles zu bieten, welches ein wahres Abenteuer ausmacht. Abgeschiedenheit, prächtige Naturkulissen, Schmerz, Qual, Adrenalin, Emotionen und jede Menge Spaß. Wir waren gleichermaßen stolz und glücklich. Diese Erinnerung kann uns niemand mehr nehmen.

 

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Grenzerfahrung

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Kommentare: 1
  • #1

    Paul (Samstag, 03 August 2019 15:22)

    was für eine mega Erfahrung. Der Annapurna ist für eine Wanderreise jeden Höhenmeter Wert!
    ......super emotional geschrieben, kann jedes Wort bestätigen!