Taman Negara

Welcome to the Jungle


Grenzerfahrung

Die Reise meines Lebens

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"Nur knapp dem Tapir-Tod entgangen - zwei freiheitssuchende Deutsche planlos im Dschungel von Malaysia" würde die Schlagzeile in der Bildzeitung lauten, wenn man unseren zweitägigen Dschungeltrip im ältesten Regenwald der Welt, dem „Taman Negara“, zusammenfassen würde! Eine solche Angst, die einem das Adrenalin im Bruchteil einer Sekunde in die Muskulatur schießt und man einfach nur noch, so schnell wie man kann, durchs Unterholz des Dschungels rennt, katapultiert einen in eine andere Welt. Eine Welt, die nichts anderes zuließ, als zu Laufen. Sämtliche Gedanken verschwinden aus dem Kopf und man lässt einfach nur noch das Adrenalin wirken und flieht. Eigentlich sind solche Geschichten nur aus Hollywood bekannt, wo man aus sicherer Entfernung Zuschauer ist. Aber tatsächlich von einem 500kg stark verärgerten Wildtier mitten im Nichts von Dschungel angegriffen zu werden, ist alles andere als unterhaltsam. Es ist der reinste Horror. Man rennt sprichwörtlich um sein Leben. Ein Moment, den man niemanden wünscht - auch wenn es noch so spektakulär klingt und man bestimmt noch oft davon erzählen wird! Es war vielleicht sogar die prägendste Momentaufnahme meiner Reise. Fünf Minuten die einfach alles ändern und sich bei mir ins Gedächtnis brannten. Einige der Leser mögen nun bestimmt denken "Ach, lass' den man reden. Der dramatisiert nur." Ich kann es denjenigen nicht verdenken, ich hätte selbst meine Zweifel an der unglaublichen Geschichte, wenn ich nicht selbst dabei gewesen wäre.

 

Aber fangen wir vom Anfang an. Nach einer relativ uninteressanten Anreise über Jerantut zum kleinen Base Camp für Expedition in den Taman Negara, vorbei an zahlreichen Ölpalmplantagen und gerodete Urwaldgebiete, trafen wir auf ein ebenfalls abenteuerlustiges deutsches Pärchen (Hanna und Freddy) und hausten für wenig Geld in der wohl hippigsten Unterkunft, die wir finden konnten.

 

Das knallbunte „Rippie Guesthouse“ aus Pappe und morschen Holz war die günstigste verfügbare Übernachtungsmöglichkeit,...

 

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***

 

Am nächsten Tag stürzten wir uns zusammen mit den beiden nach dem Frühstück, abermals auf einen der schwimmenden Restaurants, ins Dschungel-Abenteuer. Bevor es richtig losgeht, möchte ich nun noch einige generelle Infos zu den Wegen, der Vegetation und der Fauna im Taman Negara, dem ältesten Regenwald der Welt, geben, damit man sich von unseren Erlebnissen ein etwas besseres Bild machen kann. In der Nähe des Eingangs zum Nationalpark bestanden die Wege aus Holzstegen, sodass wir etwa 30cm über dem eigentlichen Dschungelboden liefen und praktisch mit nichts in Kontakt kamen, da der Weg zudem großzügig freigeschnitten war. Nach ungefähr zwei Kilometern wichen diese sehr touristischen Stege jedoch einfachen Trampelpfaden am Dschungelboden. Ein Führer wird, wie in Nepal außerhalb dieser Stege dringend empfohlen, wurde aber aus altbekannten Gründen ignoriert. Wir hielten uns für wahre Abenteurer und wollten die grenzenlose Freiheit genießen. Je weiter wir uns von der Zivilisation entfernten, desto schlechter wurden die Wege und desto wohler fühlte ich mich. Eine faszinierende Natur.

 

Immer öfters lagen teilweise mehrere riesige Bäume quer über dem "Trail", sodass wir uns einen Weg über diese hinweg oder drunter durchsuchen mussten. War das zu schwierig mussten wir auch nicht selten durchs Dickicht, um das Hindernis herumlaufen. Hinterher den Weg wieder zu finden, war nicht immer ganz einfach. Zeitweise war auch keinerlei Weg mehr zu erkennen und wir folgten den Zeichen abgeschlagenen Gestrüpps. Wir deuteten es als einen Weg, der vor geraumer Zeit auch mal von einem Führer verwendet wurde. Dieser schlug sich, so unsere Vermutung, mit der Machete einen Weg durchs Dickicht und hinterließ solche geringfügigen Spuren, wobei die Betonung definitiv auf "geringfügig" lag. Wenn der Weg irgendwann wiedergefunden wurde, konnte man darüber hinaus auch noch kleine gelbe Plastikplatten zur Hilfe nehmen, die ab und zu entlang des Trails an die Bäume genagelt waren. Wegweiser hat es scheinbar auch einmal flächendeckend gegeben, diese waren aber oft demoliert, abgerissen, nicht mehr lesbar oder fehlten ganz einfach, was uns das ein- oder andere Mal einige nachdenkliche Minuten an möglichen Kreuzungen oder Gabelungen bescherte. Die Navigation klappte so zeitweise nur noch mit Kompass und GPS im Handy, auf dem wir zwar keine Karte laden, aber den bisherigen Streckenverlauf trecken konnten. Die bereitgestellte "sogenannte" A4-schwarzweiß-Karte, die zwar weder maßstabsgetreu noch äußerst detailliert oder Feuchteresistent war, befähigte uns in Verbindung mit dem GPS und unseren Kompass stets dazu, den richtigen Weg auszuwählen. Besonders das Heimfinden war so nach Verlust des Weges am sinnvollsten, da wir uns mittels Kompass einfach nur zum Startpunkt unseres getreckten Punktes durchkämpfen mussten.

 

Neben der Problematik der Navigation waren die Wege fast überall von kleinen, großen und teilweise riesigen Wurzeln durchzogen. Nur nach unten schauen reichte aber nicht aus, denn die vielfältige Pflanzenwelt hielt auch oberhalb des Bodens einige Fallen für uns bereit. Von bis zu oberschenkeldicken Lianen, über schiefgewachsenen Bäume bis hin zu unzähligen stachelbesetzten Pflanzen, hatte der Dschungel alles zu bieten, was man sich so vorstellen konnte. Richtig spaßig wurde es immer dann, wenn Täler oder ganze knietiefe Flussläufe durchquert werden mussten. Die steilen Hänge konnten teilweise nur unter Zuhilfenahme eines Seils bewältigt werden. Meistens waren auch Seile vorhanden, an einigen Stellen wurden sie allerdings durch Lianen ersetzt oder fehlten ganz. Allerdings musste man dabei besonders Acht auf die Wahl der richtigen Liane geben, denn jede Zweite war massenhaft mit spitzen langen Dornen versehen, welches ich einmalig schmerzhaft feststellen musste. Unbedacht griff ich beherzt zu, um mich "abzuseilen" und hatte nach einem kräftigen Aufschrei das Vergnügen mir mehrere Dornen aus der Handfläche zu rupfen. Die wohl zahlenmäßig am häufigsten vorkommende Tierart im malaysischen Dschungel war die Termite. Überall sahen wir Hügel des arbeiterwütigen Volkes und die Wege dieser Tierchen glichen sechsspurigen Autobahnen. Amüsant anzusehen war es, wie die Arbeiter-Termiten ab und zu von Aufseher-Termiten mit großen, zangenbesetzten Köpfen wieder in die Bahn zurückdirigiert wurden. Zudem gab es extrem viele Ameisen, die je nach Art bis zu Wespengroß wurden und ebenfalls in sogenannten hügelähnlichen Erdhaufen zu Millionen hausten und eine nahezu lückenlose Infrastruktur quer durch den Dschungel aufbauten. Mit Moskitos oder Spinnen hatten wir im Gegensatz zu Hanna und Freddy keine Probleme, auch wenn sie in nicht geringer Zahl vorkamen. Die ewigen Spinnenweben im Gesicht gehörten für uns dabei genauso, wie das ständige Abseilen von Käfern auf Kopf und Schulter, zum wahren Dschungelfeeling dazu. Das für uns allerdings nervigste Tier des Urwaldes war mit Abstand der Blutegel und darüber waren wie vier uns einig. Überall lauerten die kleinen blutsaugenden Biester und nicht immer bemerkten wir sie, bevor sie begannen uns unseres Blutes zu erleichtern. Ohne dass man es merkte, seilten sie sich vom Gestrüpp ab und saugten sich an Knöchel und Unterschenkel, nicht selten auch an Armen fest. Während des Saugens geben die kleinen Tierchen Blutverdünner und Betäubungsmittel zum besseren und unbemerkten Abpumpen des Blutes in die Wunde ab. Sobald sie sich vollgesaugt haben, lassen sie sich einfach wieder fallen und hinterlassen eine vom Blutverdünner nicht unerheblich blutende Stelle. Bis zu einem Dutzend solcher erfolgreicheren Attacken wurden immer am Ende des Tages pro Person im Schnitt gezählt. Mückenschutz hilft zwar dagegen, aber nicht, wenn man es vergaß oder angesichts einer Luftfeuchtigkeit von 100% direkt wieder runterschwitzte. An Reptilien konnten wir Schlangen und Echsen in allen Größen und Formen beobachten, die aber nicht besonders imposant waren und ausnahmslos alle direkt die Flucht ergriffen. Ein kleiner Zwischenfall soll an dieser Stelle aber noch nicht vorweggenommen werden. Außer Insekten und Reptilien sollte es im Taman Negara noch eine Menge verschiedener Säugetiere, unter anderem Elefanten, Nashörner, Tapire, verschiedene Raubkatzen und etwa 200 Bengalische Tiger geben. Gesehen haben wir letztendlich kaum Tiere, dazu aber, wie bereits gesagt, später mehr.

 

Zu Abenteuerbeginn überquerten wir mit einem wackeligen Langboot den reißenden Fluss, der die Grenze des Nationalparks im Süden darstellt und füllten alle nötigen Dokumente am Parkoffice aus. Neben den üblichen Tipps, erhielten wir die besagte, undetaillierte und selbst ausgedruckte farblose DIN-A4-Parkkarte. Eigentlich hätte man sie sich auch sparen können. Die ersten zwei Stunden folgten wir fast ausschließlich den befestigten Wegen mit überwiegend Holzstegen und gesellten uns manchmal mittelgroßer Touristengruppen an, um Nützliches über Pflanzen- und Tierwelt zu erfahren. Bereits in Nähe des Parkeingangs war die Dschungelatmosphäre einmalig. Es war äußerst schwül und nahm einem die Luft zum Atmen. Die Vegetation war so artenreich, dass man hätte meinen können in einer neuen unbekannten Welt zu stehen. Das Dschungelfeeling wurde im Vergleich zur Inselüberquerung von Pulau Tioman nochmals intensiviert. Wir genossen die tropische Atmosphäre sehr und wanderten als erstes zu einem ausgeschriebenen Highlight, einer 45m langen freistehenden Hängebrücke (Canopy-Walkway) am Hang eines Hügels, von der man einen wundervollen Blick über die Dschungellandschaft nach Norden hatte. Soweit das Auge reichte, erstreckte sich das immer satte Grün. Wunderschön.

 

Die wenigen Touristen störten allerdings ein bisschen, da allerorts geplappert, sich über Unannehmlichkeiten beschwert oder im Weg rumgestanden wurde. Nach dem im Endeffekt etwas ernüchternden Hängebrückenbesuch - wir hatten schlechtweg einfach etwas Spektakuläreres erwartet - folgten noch ein paar weitere kleine Aussichtspunkte und ein Hochstand. Hochstände sind zur Tier-beobachtung überall im Nationalpark verteilt, aber an denjenigen, die sich dicht am Parkeingang befinden, sind nur selten Tiere zu sehen - zu viele Menschen eben. Dies war letztendlich auch der Grund, warum wir uns nach einer kleinen Pause tollkühn auf den Weg tiefer in den Dschungel machten. Es folgte nur noch ein Trampelpfad, der auch nicht selten im Nichts endete und man sich seinen Weg, wie bereits beschrieben, durchs Dickicht suchen musste. Unfassbar, wie dicht ein Wald so werden kann. Uns umgab typisches Dschungelfeeling! Querfeldein kam man so unfassbar langsam vorwärts, andauernd stellte der Dschungel einem im wahrsten Sinne des Wortes ein Bein - entsprechend anstrengend war die ganze Angelegenheit. Nach einigen Stunden sahen wir in der Entfernung erstmals wieder Tageslicht, das uns die dichte Laubdecke in ungefähr 50 Metern Höhe bis dato verwehrte. Bei der lichteinlassenden Schneise handelte es sich um einen Flusslauf, an dessen Ufer ein kleines, halb vermodertes Holzschild mit der schlechtlesbaren Schrift "Crossing Point" lag.

 

Zögerlich zogen wir unsere Schuhe aus und wateten durch das braune Nass - ich vorweg und die anderen im Entenmarsch hinterher. Auf der anderen Flussseite angekommen, legte ich mich erst einmal in die wohlersehnte Sonne und ließ meine Füße trocknen. Während die drei anderen unsere Trinkwasservorräte mithilfe von Freddys Wasserfilter und unseren Entkeimungstabletten auffüllten, beließ ich es bei der Beobachtung eines Tausendfüßlers, der entgegen meiner Erwartung wirklich 1000 kleine Füße besaß. Die insgesamt 15cm lange Raupe faszinierte mich und vereinnahmte meine volle Aufmerksamkeit.

 

Nach der kurzen Pause schlugen wir uns erneut einen Weg durch das Grün und mussten bereits nach kurzer Zeit ernüchternd feststellen, sich verirrt zu haben. Ein „Weg“ oder „Pfad“ war lange nicht mehr in Sicht gewesen und die Farbmarkierungen an den Bäumen fehlten ebenfalls. Auch der Versuch den gleichen Weg zurückzugehen, endete erfolglos. Man hatte sich im unendlichen Grün verlaufen. Die Gemüter wurden besonders bei Hannah und Freddy immer unruhiger. Kein Wunder, Hilfe war weit und breit nicht in Sicht und die Unwissenheit stieg von Minute zu Minute. Alles sah gleich aus, jeder Baum ähnelte dem nächsten und durch die dichte Vegetation wirkte alles in der Ferne wie eine grüne Wand. Nichtsdestotrotz versuchten wir einen kühlen Kopf zu behalten. Ohne einen wirklichen Plan zu folgen, navigierten Björn und ich uns in die Nähe des Parkeinganges zurück. Dabei wurde sicherlich nicht der schnellste Weg gefunden, aber die Tatsache überhaupt querfeldein mittels Kompass, GPS und der Karte zurückgefunden zu haben, verbuchten wir als Erfolg. Trotz der Anstrengung, schienen meine Kräfte zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschöpft zu sein. Ganz im Gegenteil, ich blühte in dem Dschungelabenteuer so richtig auf und genoss unsere nicht ganz ungefährliche Wanderung querfeldein in vollen Zügen. Dies war mein Element - ausgesetzt in der Wildnis. Ist es normal, sich über den Verlust des Weges in einer fremden Welt so sehr zu freuen? Ich weiß es nicht, aber was heißt schon normal? Ist es nicht gerade die Normalität gewesen, die ich unter allen Umständen in Deutschland zurücklassen wollte. Ja! Ich wollte genau solch‘ ein Abenteuer. Diese Mischung aus Angst das Richtige zu tun und völlig auf sich gestellt zu sein, befriedigte mein Entdecker- und Abenteuerdrang zu tiefst. Zu sehr ließ einem die moderne Gesellschaft die Grundzüge des menschlichen Daseins vergessen, zu sehr verlor man das Wichtigste aus den Augen. Das Vertrauen zum eigenen Leben und Können! Dieser tollkühne Vorstoß in eine unbekannte Welt mit allen Umständen war eine Wohltat für meine Abenteuerseele. Die grenzenlose Weite und zugleich bedrückende Enge des malaysischen Dschungels wurde für mich zu einem unvergesslichen Abenteuer, das in gewisser Weise in der Verirrung einen seiner Höhepunkte fand. Adrenalin und Endorphine, die natürlichsten Drogen der Welt, ließen meinen Körper und meine Seele mit der Situation verschmelzen. Aus ein wenig Scham, so irrational zu fühlen, und aus Rücksicht auf die differenzierten Empfindungen anderer, versuchte ich jedoch meine Gefühle für den Moment nicht allzu sehr nach außen zu tragen. Ich freute mich im Stillen. Ich ließ die körpereigenen Drogen wirken. Nichtdestotrotz war die Erleichterung auch bei mir groß, als wir endlich auf eine ausgetretene Kreuzung mit Orientierungsschildern kamen. Mein Körper erschlaffte und die aufgebaute anmutende Anspannung löste sich.

 

Am Wegesrand lag abgerissen und mit der Vorderseite nach unten ein Holzschild, dessen Aufschrift uns denkwürdig folgendes verriet: "Beyond this Point you should engage a Guide". Plötzlich und synchron fingen wir alle an zu lachen. Das haben wir gemerkt, dass man in dem Gebiet, aus dem wir kamen, besser einen Guide gebraucht hätte. Aber schön zu wissen, dass am Ende der Wanderung darauf hingewiesen wird. Es bleibt nun die Frage "Gab es auf der anderen Seite kein Schild, haben wir es einfach nur nicht gesehen oder wollten wir es nicht sehen?". Wir werden es wohl nie erfahren. Selbstverständlicherweise mussten wir mit purer Freude im Gesicht und dem Schild in den Händen ein gemeinsames Gruppenfoto schießen, dass unser Abenteuer in nur einem Bild perfekt ausdrückt. Ein absolut geiler Tag, der alle zu bieten hatte, was man von einem kleinen Abenteuer sich so vorstellt. Dschungelfeeling vom Feinsten und wiedereinmal neue Freunde kennengelernt. Toll!

 

Noch grade so im Hellen kamen wir schließlich leicht erschöpft nach neun Stunden wieder am Parkeingang an und fuhren per Boot zurück zum Hostel. Nach dem Duschen und einem äußerst leckerem Burger mit Pommes, fiel ich nicht wie die anderen erschöpft ins Bett, sondern machte mich auf das 1500m entfernte Internetcafé, um Kontakt mit Nicolle aufzunehmen. Diese Frau hat mich einfach fasziniert und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Beim Chatten hatte ich immer mehr das Gefühl, dass es auf den „Perhentians“ tatsächlich zu einem Wiedersehen kommen könnte. Sie hat sich sogar schon nach Bussen erkundigt. Während in mir die Glückshormone Loopings drehten, wurden die zahlreichen Dschungelerfahrungen verarbeitet. Eine sehr kontroverse Gefühlswelt in Inneren von mir.

 

***

 

Einige lustige Zitate von diesem Tag möchte ich nun nicht verschweigen, denn sie zeigen sehr gut, welch' einen Spaß wir gemeinsam hatten. Ich beziehe mich bei den Zitaten auf die Aufzeichnungen von Björn.

 

Björn: "Boah diese Blutegel, nicht einmal durchschneiden kann man die...!"

Einige Zeit später:

Björn: "Ich hab's doch geschafft einen durchzuschneiden!"

Freddy: "Und? Ist er jetzt tot?"

Björn: "Nein, die sind schlimmer als Regenwürmer, jetzt attackieren mich

beide Seiten!"

 

Björn: "Ich hab so einen Drybag, da bleibt alles trocken."

Freddy: "Kannst du wenn's regnet meine Kamera mit da rein tun?"

Björn (überlegt kurz): "Jo, dafür würde ich sogar meine Badehose raus nehmen."

Freddy: "Du bist so selbstlos!"

 

Nachdem sich alle mindestens einmal an irgendwelchen Stechpalmen oder Ähnlichem

gestochen hatten:

Kevin: "Sagt mal, sind die Stacheln eigentlich giftig?"

Hanna: "Warum?"

Kevin: "Weil ich meinen Finger nicht mehr spüre..."

 

Kevin: "Ich glaube wir müssen über das Flussbett"

Hanna: "Ich glaube wohl kaum"

Freddy: "Das Schild zeigt aber schon auf das andere Ufer"

Kevin: "Siehst du, vier gegen einen"

Björn: "Nicht das du eine gespaltene Persönlichkeit zu haben scheinst, heißt das nicht dass du für mich gleich mitentschieden kannst"

Hanna: "Du hast doch selbst gesagt, ihr denkt immer das gleiche"

Björn: "Hast du auch wieder Recht. Vier gegen einen. Lasst los!"

 

Kevin über die Erfahrung aus Nepal: "Nach langer Zeit trafen wir endlich auf ein weiteres Pärchen"

Björn: "Noch würde ich uns aber nicht als Pärchen bezeichnen"

 

***

 

Der zweite Tag begann leicht verspätet und mit einer Trennung. Hanna und Freddy waren am Ende ihrer Kräfte und mussten für eine weitere Dschungeltour leider passen. Zudem schien sich bei den beiden eine Erkältung auszubreiten. Nichtsdestotrotz fanden sie es zwar genauso toll wie wir, schienen aber im Gegensatz zu uns genug gehabt zu haben. Rückblickend betrachtet war dies vielleicht auch die richtige Entscheidung, denn Björn und ich legten an diesem Tag noch einen drauf, in jeglicher Hinsicht. Natürlich wieder ohne die Zuhilfenahme einer professionellen Begleitung in einem Gebiet, in dem sich unser Hostelbesitzer nicht erinnern kann, jemals Jemanden ohne Einheimischen gesehen bzw. davon gehört zu haben! Aber richtige Abenteurer lassen sich davon nicht abschrecken und riskieren gedankenlos einen fragwürdigen Ausflug. Schließlich waren wir auch für den Notfall ausgerüstet: Verbandszeug, Medikamente, Schlafsack und ausreichend Wasser inklusive Entkeimungstabletten. Einziger Nachteil war, dass die Rucksäcke schwerer wurden. Ein wenig verrückt oder? Ja, genau! Ich brauchte immer mehr Nervenkitzel, ich konnte einfach nicht genug davon kriegen und handelte nicht immer rational.

 

Kaum hatten wir die Zivilisation hinter uns gelassen, lief ein dickes Wildschwein direkt vor uns über den Weg. Kurz nachgedacht, schon liefen wir ihm nach und sahen ihm von einem Hochstand in der Nähe beim Fressen auf einer Lichtung zu. „Ganz cool, aber nicht wirklich spektakulär“ dachte ich mir, sodass es kurz darauf ungehindert weiter tief in die Wildnis ging. Ziel war das 13km entfernte „Kuala Terrenggan“ am Fluss im Norden. Der Pfad dorthin war im Vergleich zum vorherigen Tag etwas besser ausgebaut, aber da wir deutlich fixer unterwegs waren und es immer wieder bergauf und -ab ging, keineswegs minder anstrengend. Die Dschungelatmosphäre war nichtsdestotrotz wieder unbeschreiblich! Kein Bild und auch kein Video kann dieses unglaubliche Feeling vermitteln - man muss einfach selbst einmal dort gewesen sein. Wir waren gefangen im unendlichen Grün, lediglich ein paar Sonnenstrahlen drangen durch die fast geschlossene Baumdecke in schwindelnder Höhe und an allen Enden und Ecken raschelte, summte und quietschte es. Das schimmernde Tageslicht, die unbeschreibliche Insektenvielfalt, die nicht zu deutenden Dschungelgeräusche jeglicher Art, die Masse an Vegetation und die Tatsache alleine unterwegs zu sein, führte zu einem so prägenden Gefühl von Freiheit, dass ich noch heute genau weiß, wie ich mich damals fühlte. Die Situation hätte nicht schöner sein können. Die Ausgesetztheit des ältesten Dschungels der Welt, fernab von der Zivilisation und anderen Menschen erlaubt eine noch tiefere Verbindung zur Natur. Ich war erneut in meinem Element und von meiner Abenteuerlust überzeugt. „Dschungel, komm und überrasch mich! Was hast du heute noch zu bieten?“ sagte ich zu mir selbst und pushte mich selbst vorwärts. Das innere Verlangen nach dem noch intensiveren Abenteuer ließ sich durch die überwältigenden Momentaufnahmen des Urwalds permanent steigern. Es war ein außergewöhnlicher Ort, der alle Sinnenorgane derart vereinnahmte, dass diese zu einer regelrechten Reizüberflutung führte. An alle, die einmal in ihrem Leben auf ein wahres Abenteuer wollen, folgt nun bitte meinem Appell "Ihr müsst in den ältesten Regenwald der Welt nach Malaysia kommen! Euch erwartet das schier Unfassbare!".

 

Um halb drei nachmittags am vermeidlichen Tagesziel angekommen, fanden wir leider nicht wie erwartet eine bewohnte Lodge-Siedlung vor. Die vor uns liegende Ansammlung von zerstörten, bereits verwachsenden Holzhütten erinnerte viel mehr an einen Horrorfilm, als an eine Unterkunftsmöglichkeit! "Hier war bestimmt seit Jahren keiner mehr". Die Natur schien bereits angefangen zu haben, sich das einstige kleine Dorf zurückeinzuverleiben. Bäume und Sträucher wuchsen in die verrottenden Häuser hinein, die Fensterscheiben waren ausnahmelos zerbrochen, Holzgeländer und Holzboden waren befallen von Millionen von Termiten und die Dächer einiger Hütten waren bereits völlig in sich zusammengefallen. Auf den Holzterrassen wuchs bereits fast flächendeckend Mos und auch der Fähranleger, der unweit der Lodge in der Karte eingezeichnet war, war komplett verkommen und bereits dem Wasser des Flusses zum Opfer gefallen. Die kleine Dusche in Mitten des „Dorfes“ war bereits so von Spinnweben verhangen, dass es symbolisch für die Verlassenheit des Dorfes stand. Wir waren alleine. Was machen wir? Etwas ungläubig lief man auf und ab

 

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Als man wieder einmal ein knietiefes Flussbett überqueren musste, schnatterte es plötzlich im Wasser und etwas mindestens 3m langes und armdickes schlängelte sich einen knappen Meter seitlich von Björn fluchtartig davon. Schlagartig erhöhte sich unsere Atemfrequenz und ich konnte meinen Augen kaum glauben. Habe ich da gerade richtig gesehen - eine Schlange? Auch wenn Björn es in dem Moment für einen Fischschwarm hielt, war ich mir aus leichter Entfernung ziemlich sicher, dass es sich dabei um eine aufgeschreckte Schlange handelte. Wie groß sie wirklich war, konnte man nur erahnen - doch zum Fürchten war es allemal. Klar wussten wir, dass in dem Dschungel die verschiedensten Schlagen existieren, doch kennt man die Horrorgeschichten eigentlich nur aus dem Fernsehen und war sich der Gefahr vielleicht gar nicht so recht bewusst.

 

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Nachdem man mittlerweile zehn Stunden und knapp 25 km querfeldein im Dschungel unterwegs war, brannten die Beine immer mehr und man wollte eigentlich nur noch das Dorf erreichen. "Weit kann es nicht mehr sein, vielleicht noch ein, zwei Stunden" sagten wir zu uns und folgten in eintretender Dämmerung den uns vorliegenden kleinen Trampelpfad. Dabei passierten wir gegen 20:00 Uhr eine riesige Wurzel, die hinaufgestiegen werden musste, und wurden Zeuge eines einmaligen und beängstigenden Ereignisses. Nicht einmal 10m entfernt von uns, stand quer zum Trampelweg ein riesiges Wildtier. Das nahezu Kuh große Geschöpf schätzten wir auf 300 bis 400kg. Es hatte einen echt niedlich aussehenden Halbrüssel, einen langen schmalen Schwanz und sein kurzhaariges Fell war vorne schwarz und hinten weiß. Wir blieben direkt hinter der Wurzel versteinert stehen und fragten uns "was ist es und was macht es da?". Während ich die Vermutung aufstellte, dass es ein Tapir sein könnte und es als "süß" bezeichnete, setzte Björn unauffällig den Rucksack ab und holte leise die Kamera heraus. Der Tapir schien allerdings von uns Notiz genommen zu haben, drehte sich langsam, noch bevor Björn die Kamera vollständig herausholen konnte, zu uns um und neigte leicht den Kopf. Es stand bewegungslos in unsere Richtung und schien uns zu beobachten. Aus Sicherheitsgründen beschlossen wir langsam und leise die Wurzel wieder herabzusteigen. Doch bevor ich meinen Schritt abwärts vollenden konnte, hörte ich nur noch Björn’s Schreie. Seine angsterfüllten Worte "Renn, renn, Kevin renn!" höre ich noch heute, wenn ich mich an diesen Moment zurückerinnere. Ich drehte mich reflexartig flüchtig um und sah das massige Tier, begleitet von einem ohrenbetäubenden quickigen Lärm auf uns zu rennen. Ab diesen Punkt schoss das Adrenalin.....

 

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Mit Björns Aussage "Ich musste erst einmal überlegen, ob ich das gestern nicht alles einfach geträumt habe!" begann unser nächster Morgen. Vor dem Hintergrund der kräftezehrenden Erlebnisse des Vortages verbrachten wir unseren dritten Tag im Dschungel fast ausschließlich im Hostel und erholten uns. Wir teilten unsere Erfahrung mit ungläubigen Einheimischen und buchten uns ein Ticket für den Bus nach Kuala Besut, der Hafenstadt, von der aus man zu den Perhentian Islands gelangte. Am späteren Nachmittag trieb uns die Neugier in das knapp 1.5 km entfernte Internetcafé und man informierte sich ausgiebig über Tapire. Die Tatsache, dass sogenannte Schabracken-Tapir vorm Aussterben bedroht ist und es nur noch schätzungsweise 2000 Exemplare weltweit gibt, waren nur eine der unzähligen Informationen, die wir aus dem Internet bezogen. Neben der Befriedigung unserer Neugier, chattete ich noch ein wenig mit Nicolle. Es schien nun endlich fix zu sein, dass wir uns auf den Perhentians wiedersehen werden. Das musste ein gutes Zeichen sein und ich freute mich sehr. Mit dem wohligen Gefühl eines Wiedertreffens und dem Wissen einem so seltenen Wildtier begegnet zu sein, trat ich den Heimweg an und ließ den Tag in einer Hängematte ausklingen. Mein Körper lechzte noch immer nach Ruhe.

 

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Am nächsten Tag brachen wir noch im Morgengrauen auf und ließen einen Ort, der für uns zum Inbegriff des ultimativen Abenteuers wurde, hinter uns. Mit einem kleinen lokalen Bus ging es zuerst zurück zur Kleinstadt, von der wir vier Tage zuvor in den Dschungel starteten und fuhren anschließend mit einem gut ausgestatteten Reisebus an die Nordostküste des Landes. Unser Ziel hieß Kuala Besut, auf dessen Weg wir stundenlang an Palmölplantagen vorbeifuhren. Mit der Gewissheit, dass an der Stelle an der nun geordnet Ölpalmen wachsen, sich einst ein dichter Dschungel erstreckte, ließ ich ein wenig traurig den Kopf hängen. Das Ausmaß menschlichen Eingriffes in die Natur schien unendlich zu sein, doch hegte ich keinen Groll gegen die malaysische Umweltpolitik. Zwar unterstütze ich eine solche Kastration der Natur in keinsterweise, doch habe ich Verständnis dafür, dass der Hunger nach Land und Nahrung in Malaysia irgendwie befriedigt werden muss. Wirtschaftlicher Aufstieg und Bevölkerungswachstum haben zwangsläufig einen immensen Flächenverbrauch zur Folge. Dies zeigte uns bereits die Vergangenheit. Europa war auch einst von einem riesigen Grünstreifen durchzogen, von dem nach der Industrialisierung und dem konsequenten Städtebau nur ein Bruchteil übriggeblieben ist. Angesichts dieser Tatsache kann man von anderen Nationen, die wir in den Bann unseres Wirtschaftssystems zogen, nicht erwarten, unseren Vorstellungen einer funktionierenden Marktwirtschaft mit allen seinen Auswirkungen ohne Eingriff in die Natur zu realisieren. Meines Verachtens ist bis zu einem bestimmten Maß der menschliche Fortschritt nicht in Einklang mit der Natur zu bringen - leider! Ist jedoch erst einmal der Hunger nach Wohlstand befriedigt und die Bevölkerungsentwicklung stagnierend, kann meiner Meinung nach unserem neu aufblühenden Verständnis einer sogenannten grünen Marktwirtschaftlich realisiert werden - vorher jedoch nicht.

 

Es gibt so ein schönes Sprichwort "Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen", nun würde ich behaupten, dass die westliche Welt bereits aus dem Glashaus ausgezogen ist, sich allmählich ein Steinhaus aufbaut und sein System mit aller Macht versucht zu verteidigen. Doch wäre es ein verräterischer Trugschluss kluge Ratschläge zu geben, von dem man selbst weiß, dass deren Umsetzung unmöglich ist. Vermutlich führt kein Weg über die gleichen Fehler, die wir einst machten - nämlich den Raubzug durch die Natur. Aus diesem Grund empfand ich zwar tiefste Traurigkeit der verstümmelnden Naturlandschaft gegenüber, doch richtete sich meine Wut im Gegensatz zu den meisten anderen Backpacker nicht an eine bestimmte Nation oder Unternehmen. Es scheint einfach der Lauf der Dinge zu sein, dessen Preis wir vielleicht irgendwann zu zahlen haben. Doch über solche Szenarien kann und sollte sich jeder sein eigenes Bild machen.

 

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